Am 22.08.2024 trafen sich 20 Mitglieder und Interessierte der SENIOREN UNION in den vorübergehenden Räumlichkeiten der Jüdischen Gemeinde in der Innenstadt von Chemnitz. Die Synagoge befindet sich derzeit und voraussichtlich noch bis Ende 2025 im Umbau. Die längere Bauzeit resultiert u. a. aus den erhöhten Sicherheitsstandards, die seit dem Terroranschlag in der Synagoge in Halle durch einen Rechtsextremisten im Jahr 2019 umzusetzen sind.
Der Vorsitzende des Gemeinderates Herr Gurevych begrüßte uns im Gemeindezentrum sehr herzlich. Er entschuldigte die beengten Räumlichkeiten, die derzeit als Interimslösung dienen. Neben Büroräumen wird insbesondere der Veranstaltungsraum freitags und sonnabends als Gebetsraum genutzt. So waren auch Bände der Tora, der Heiligen Schrift der Juden, und weitere Ausstattungsgegenstände zu sehen.
Der Vorsitzende der SU Frank Vogel Landrat a. D. dankte seinerseits ebenso herzlich für die Gastfreundschaft und das Möglichmachen dieses Treffens. Die gute Resonanz der Anwesenden zeigt, dass das Interesse an der Arbeit der Jüdischen Gemeinde groß ist.
Herr Gurevych stellte zu Beginn die Strukturen der Gemeinde vor.
Nach 1990 kamen viele Jüdinnen und Juden aus der Sowjetunion hierher. Viele blieben, einige reisten jedoch auch in andere Gegenden Deutschlands weiter. Die Jüdische Gemeinde Chemnitz zählt seit 1994 etwa 550 Mitglieder. Über 80 % davon sind aktuell bereits im Rentenalter. Die Probleme der Überalterung sind von daher konfessionsübergreifend ähnlich zu sehen. So folgen die jungen Menschen ihrem Studienwunsch nach oder absolvieren eine Berufsausbildung in anderen Bundesländern.
Für die Sozialbetreuung der Gemeinde sind sechs Mitarbeitende tätig.
Dem Vorstand gehören im Ehrenamt fünf Mitglieder und dem Gemeinderat elf Mitglieder an. Derzeit arbeitet ein Gastrabbiner aus Hof in der Jüdischen Gemeinde.
Es entwickelte sich eine rege Diskussion. Es interessierten Themen, wie z. B. die Strukturen des Jüdischen Lebens in Deutschland und in Sachsen, die Rolle der Juden in der damaligen Sowjetunion bzw. im heutigen Russland, das Leben in den jüdischen Familien, das Verhältnis des demokratischen Staates Israel und der Religion, den Nahostkonflikt zwischen Israelis und Palästinensern. Herr Gurevych betonte dabei, dass die Jüdische Gemeinde Chemnitz fest an der Seite Israels stehe. Natürlich spielte auch die anstehende Landtagswahl eine Rolle und die Auswirkungen der Bundespolitik auf die Landespolitik bzw. das Wählerverhalten. Als beachtlich positiv wurde aufgenommen, dass Herr Gurevych auf die Frage, ob er sich antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt sieht, dies weitestgehend verneinte.
Abschließend betonte Herr Gurevych, dass die Gottesdienste der Jüdischen Gemeinde allen Interessierten offenstehen.
Nach dem gegenseitig ausgesprochenen Dank und der Verabschiedung ging ein sehr interessanter Nachmittag nach annähernd zwei Stunden zu Ende.
Fotos: Seniorenunion Erzgebirge